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Abrechnung auf hohem Niveau…

„Deutschland hat versagt“ – Nobelpreisträger Stiglitz rechnet mit Angela Merkel ab…

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„Wacht endlich mal auf, ihr dummen Deutschen!“ Gut, genau so hat das US-Ökonom und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz nicht ausgedrückt.Seine These im „Handelsblatt“-Interview (Dienstag) ist aber sehr ähnlich. Denn Stiglitz rechnet mit einer Nation ab, die an einem Irrglauben festhält, die meint, sie wäre stark, aber in Wahrheit versagt hat.

Seine Abrechnung in drei Punkten

1. Die Kanzlerin ist im falschen Film.

Er rechnet mit Kanzlerin Angela Merkel gnadenlos ab. „Ihr Konzept des Sparens ist gescheitert. Niedrige Löhne, niedrigere Gewinne und geschwächte Sozialsysteme – all das wurde im Namen der Euro-Rettung in Kauf genommen“, kritisiert Stiglitz im „Handelsblatt“. Europa habe ein „verlorenes Jahrzehnt“ hinter sich. Wenn Merkel wirklich glaube, dass der Euro scheitere, wenn Europa scheitert, „solle sie anders handeln“.

Er fordert: Merkel muss sich für eine Bankenunion mit gemeinsamer Einlagensicherung einsetzen. „Es braucht eine Fiskalunion – und zwar nicht im Sinne von mehr Kontrolle über die nationalen Haushalte, wie Merkel sich das vorstellt, sondern im Sinne von mehr Solidarität. Dazu gehören ein gemeinsamer Solidaritätsfonds oder eine europäische Arbeitslosenversicherung und eine gemeinsame Schuldenaufnahme, also eine Art Euro-Bonds“, fordert Stiglitz im „Handelsblatt“.

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Stiglitz (Bild: Getty)

2.Der große Irrglaube – „Unter normalen Umständen ist das ein Versagen Deutschlands“

Deutschlands Wirtschaft werde „überschätzt“. Die Wirtschaft sei in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich um 0,63 Prozent gewachsen. „Unter normalen Umständen würde man eine solche Rate als Versagen bezeichnen. Deutschland sieht nur deshalb so stark aus, weil die andere Staaten Europas so schlecht aussehen“, bilanziert Stiglitz.

Passend zum Interview veröffentlichte das Statistische Bundesamt am Dienstag Zahlen, die in Berlin ebenfalls nicht für gute Stimmung sorgen dürften. Im August wurde die deutsche Industrie vom härtesten Produktionsrückgang seit der schweren Wirtschaftskrise im Jahr 2009 getroffen.

3. Falsche Interpretation der Rekord-Exporte

Die Exportindustrie sei zwar „beeindruckend“, aber „nur ein Teil der Wahrheit“. Seit Jahren erwirtschafte Deutschland zwar Leistungsbilanzüberschüsse von bis zu sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts… ABER: Stiglitz wundert sich, dass die Deutschen darauf stolz sind: Das zeige nämlich erstens die Schwäche des deutschen Binnenmarkts, zweitens könne Deutschland in dieser Hinsicht nicht Vorbild sein. „Schon per Definition kann nicht jedes Land Überschüsse haben“, betont Stiglitz.

Lesen Sie zu diesem Thema auch den Gastbeitrag von DIW-Präsident Marcel Fratzscher „Die Deutschland-Illusion“.

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